Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
Die Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie (TP) gehört zu den psychodynamischen Verfahren und entwickelte sich im 20. Jhd. aus der Psychoanalyse. Im Gegensatz zur klassischen Psychoanalyse findet die Behandlung nicht im Liegen auf einer Couch, sondern im Sitzen statt. Ebenso kommt sie mit einer wesentlich geringeren Anzahl an Sitzungen aus. Die Dauer der Therapie richtet sich nach den Erfordernissen in Bezug auf das Beschwerdebild und beläuft sich auf zwischen 12 bis 100 Sitzungen. Die ambulante Behandlung findet in psychotherapeutischen Einzelgesprächen statt, eine Sitzung dauert dabei in der Regel 50 Minuten und findet ein- bis zweimal wöchentlich statt.
Die zugrundliegenden Annahmen ähneln jenen der Psychoanalyse: Seelische Erkrankungen sind immer ein Ergebnis einer innerseelischen Konfliktlage, die durch frühe lebensgeschichtliche Erfahrungen geprägt wurde und sich noch heute in einer gestörten Beziehung des Menschen zu sich und zu seinen Mitmenschen ausdrückt. Die Erfahrungen in der Kindheit prägen die Persönlichkeit und sind für das aktuelle Erleben von Bedeutung. Verhalten wird nicht nur von bewusst Wahrgenommenem, sondern auch sehr stark von unseren unbewussten Gedanken, Gefühlen, Bedürfnissen und Beziehungserfahrungen bestimmt und gesteuert. Wichtige Anteile des Seelenlebens sind also unbewusst. Es ist sinnvoll, die Ursachen von psychischen Problemen und Konflikten zu verstehen, um eine Heilung oder zumindest Besserung zu ermöglichen. Dafür bedarf es einer verlässlichen, schützenden und belastbaren therapeutischen Beziehung. Wirkfaktoren sind dabei u.a. einfühlendes Verstehen, emotionale Annahme und Stütze. In der Interaktion zwischen Patient und Therapeut können sich Muster entfalten und im Hier und Jetzt bearbeitet werden. Ebenso können dazu nötige Fähigkeiten gestärkt werden (Wahrnehmung und Einordnung von Gefühlen, emotionaler Ausdruck und Regulation, kommunikative Kompetenz, Beziehungsfähigkeit etc.). Darüber hinaus wirkt Psychotherapie durch die Förderung des Einsicht‐ und Sinneserlebens, Stärkung der Bewusstheit, Förderung von Lernprozessen sowie die Erarbeitung von positiven Zukunftsperspektiven. Sehr entscheidend sind auch die Förderung eines positiven, persönlichen Wertebezuges sowie die Förderung tragfähiger sozialer Netzwerke und Erfahrungen der Zusammengehörigkeit.
Im Gegensatz zur Psychoanalyse wird bei der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie vor allem im Hier und Jetzt der aktuellen Lebenssituation gearbeitet. Im begrenzten Zeitumfang kann auch nur die Bearbeitung einer begrenzten Thematik möglich sein. Die hierbei erlebten Gefühle werden aufgearbeitet und in Bezug zu wichtigen frühen Erlebnissen und Beziehungsmustern gestellt. Durch das Wiedererleben von alten und oft verdrängten Gefühlen wird eine neue und bewusste Auseinandersetzung mit diesen Erfahrungen möglich gemacht. Oft werden dann Veränderungen in Erleben und Verhalten möglich, die Lebensgestaltung kann eigenen Bedürfnissen eher gerecht werden und es entsteht mehr Zufriedenheit, größere innere Freiheit und Balance.